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Wie schon gedacht war der diesjährige Jahresübergang der unspektakulärste, den wir bisher in unserem Leben hatten. Um 12Uhr Nachts war Wachwechsel, es gab die üblichen Absprachen und Bemerkungen über Wetter, Schiffsverkehr usw. und dann war da ja noch etwas - genau "Frohes neues Jahr wünsche ich Dir!" Eine Umarmung und dann mit "gute Nacht" ab in die Koje.
Auf der anderen Seite war es eines der spektakulärsten Jahreswechsel, schließlich segeln wir mit unserem Schiff gerade nach Gambia ins tiefste Afrika! Wir machen und leben das, was sich viele Menschen nur erträumen. Wenn das nicht spektakulär ist zum Jahresbeginn, was dann?
Um 1.30 Uhr wurde ich durch das Fiepen von Delphinen an Deck gerufen. In der hellen Vollmondnacht sind sie deutlich zu sehen wie sie vor AORAIs Bug durch die Wellen springen. Als graue Schemen kann ich sie erkennen, wenn sie nebeneinander her schwimmen. Es ist wieder einmal ihre pure Lebenslust die Freude macht beim Zusehen, wenn sie Synchronspringen veranstalten oder einfach hoch in die Luft schnellen, um dann mit einem lauten "Platsch" wieder ins Wasser zu fallen. Das ist vielleicht nicht elegant, macht aber wohl viel Spaß.
Ständig schwimmen sie mit AORAI um die Wette. AORAI strengt sich auch richtig an und versucht bei jeder passenden Welle im Surf zu beschleunigen. Aber gegen die Delphine bleibt sie chancenlos.
Was ich mich nur frage ist: Müssen die nicht auch mal schlafen? Wir sehen sie zu jeder Tag - und Nachtzeit quietschfidel durch die Gegend schwimmen. Und wann ist dann mal Ruhepause?
Ich wundere mich auch darüber, warum wir keine Fische fangen. Immer wieder sehen wir Delphine, die ja bekanntlich keine Planktonfresser sind. Aber wo ist ihr Futter und warum interessiert es sich nicht für unsere Köder? Man könnte meinen es gibt nur noch Delphine und keine Fische mehr. Dabei haben wir so oft gehört, daß es kein Problem sein soll schon auf dieser Strecke Doraden oder Bonitos zu fangen.
Für uns schon.
Wir sind den vierte Tag auf See und haben die Höhe von Cap Blanc erreicht. Hier ändern wir unseren Kurs auf Richtung Dakar. Leider kommt dadurch die Welle jetzt quer von der Seite, es wir wieder ungemütlich an Deck und wir liegen lieber zusammen in der Koje und schauen regelmäßig nach draußen. Die Wasserfarbe ändert sich auch plötzlich, verliert ihr strahlendes Blau und wird grünlich. Damit erinnert sie uns eher an die Ostsee, obwohl wir um die 3000m unter uns haben. Wer weiß, welche Strömungen hier ihr Unwesen treiben.
Am Nachmittag war tatsächlich einmal ein Fisch an unserer Angel! hat das Unken doch etwas genutzt. Leider hat sich das Opfer beim Einholen wieder vom Haken gelöst. Aber der Anfang ist getan - es kann nur noch besser werden.
Zurück zum SeitenanfangEin strahlend schöner Tag. Ich beschwere mich lautstark und verlange "Ich will Fisch!", da beißt tatsächlich einer an! Die Leine rauscht aus und ich ziehe die Bremse immer mehr an, bis es einen Ruck gibt - dann ist der Druck weg. Ich hole die Leine ein und muß feststellen, daß der Köder nicht mehr da ist, aber nicht abgebissen, sondern der Knoten zur Angelleine war wohl nicht in Ordnung. Das ist doch wohl....
Susi hat ein Brot gebacken und den restlichen Tag sitzen wir draußen in der Sonne. Keine Wolken, keine Schiffe, keine Fische mehr, aber ein paar Vögel, die aussehen wie Schwalben, aber keine sind.
Für die Nachtwache ist Milchreis gekocht, zum Abendbrot gibt es Avocado mit frischem Brot - geht es uns schlecht! Als Abschluss dieses schönen Tages kam vor Sonnenuntergang eine Schule von großen Tümmlern bei uns vorbei und haben uns recht lange begleitet. Im Gegensatz zu ihren kleinen Verwandten sind die Tümmler nicht so verspielt, dafür schwimmen sie aber auch mit unserer gemächlichen Geschwindigkeit von 3kn vor unserem Bug. Und bei ruhigem Wetter haben wir die besten Bedingungen sie zu Beobachten.
Ja, ja, ja - endlich haben wir ihn - unseren erste selbst gefangenen Fisch! Es ist ein stattlicher Bonito (eine kleine Thunfisch Art), der sich kurz vor Sonnenuntergang für unseren Federköder interessiert.
Diesmal hält Alles und wir bekommen ihn auch an Deck, wo er sofort mit einem guten Schluck Hochprozentigem begrüßt wird. Für Fische ist dieser Begrüßungsschluck jedoch leider tödlich. Anschließend beginnt das große Schlachten, zum Glück sieht Keiner zu. Aber wir sind mit dem Ergebnis von vier großen Filets mehr als zufrieden.
Einziger Wermutstropfen ist, daß wir gerade zu Abend gegessen hatten und noch bappen satt sind. So können wir das Fleisch nur vorbereiten für den nächsten Tag, da wollen wir einen großen Teil sauer einkochen. Ohne Kühlschrank lernt man tatsächlich wieder solche alten Sachen zur Haltbarmachung.
Die letzten beide Tage waren recht ereignislos. In der Nacht von Montag auf Dienstag sind wir an Dakar vorbei gesegelt. Außer einem Lichtschein am Himmel war aber nichts zu sehen und auch über Tag ist von der Küste nichts zu erkennen, auch wenn sie nicht so weit weg ist. Dafür hatte der Schiffsverkehr, insbesondere durch Fischer, wieder stark zugenommen. Hatten wir uns in der Nacht Sorgen gemacht um nicht beleuchtetet Fischer, sieht es ganz anders aus: Die Fischer sind alle gut beleuchtet aber unsere eigene Positionslaterne fing an Probleme zu machen.
Die senegalesische Küstenwache/Armee interessiert sich auch für uns und kommt zwei mal mit einer großen Propellermaschine im Tiefflug über uns weg geflogen. Wir haben den Eindruck, daß sie fast gegen unsere Masten fliegen - und die sind nun wahrlich nicht hoch.
Der Wind war etwas unbeständig weswegen wir immer schwankten zwischen einer Ankunft in Banjul noch am Dienstag Abend oder irgendwann in der Nacht. Nach vielem Hin und Her und Segel Hoch und Segel runter haben wir uns dann doch entschlossen Banjul bei Tageslicht anzulaufen. AORAI soweit abzubremsen, daß wir bis zum Morgen dorthin dümpeln könnten, hat nicht funktioniert, weswegen wir vor der Küste Gambias irgendwo unseren Anker geworfen hatten um noch ein paar Stunden dort zu schlafen.
Dafür sind wir dann heute Morgen am Vormittag nach neun Tagen auf See und 960 Seemeilen seit Tenerifa in Banjul/Gambia angekommen! Der Anker fällt in der Nähe der gambischen Marine, die aus drei oder vier kleinen Booten besteht, vor dem Stadtteil Half Die. Hallo Afrika.
Von Claudia und Friedrich von der EDEN hatten wir den Hinweis bekommen, daß uns Ibrahim hier bei der Einklarierung helfen würde. Nur hatten wir von ihm keine Telefonnummer, denn die entsprechende Mail von Claudia haben wir nicht mehr erhalten. Aber so schlimm kann das mit der Einklarierung ja alles nicht sein, daß können wir sicherlich auch alleine, denken wir uns. Ich schmeiße mich dafür in Schale, Susi will an Bord bleiben, bringt mich mit dem Dingi aber noch an Land. Auf dem Weg sehen wir zwei Menschen am Ufer gestikulieren und etwas Rufen, was wir erst nach etwas Zeit als "Susi" verstehen. Es ist Ibrahim mit Abdula, der von den Edenern vorbereitet wurde und auf uns gewartet hat. Na, daß ist doch schon einmal ein Empfang.
Ich mache mich mit den Beiden auf den Weg durch die Behörden und zur Bank, denn Geld brauchen wir auch hier und dank Bankomat ist das kein Problem.
Der erste Eindruck von Gambia ist staubig, chaotisch und etwas heruntergekommen. Selbst die Gebäude, in denen Immigration, Zoll und Hafenbehörde untergebracht sind sehen nicht gut in Schuss aus. Dank der Hilfe von Ibrahim ist das Auffinden dieser Behörden aber kein Problem und wir bewältigen das Pensum in recht kurzer Zeit. Einen haken gibt es aber dennoch, denn die Immigration will sich das Schiff ansehen. Der zuständige Beamte möchte dafür aber 500,- Dalasis (ca. 13,50 Euro) als Gebühr haben, da er ja den Hafen verlassen und mit uns mit dem Dingi an Bord muß. Ibrahim hatte schon so etwas angedeutet, daß sie eventuell irgendwie noch an Geld kommen wollen. Daher stelle ich mich erst einmal dumm und verständnislos. So kommen wir dahin, daß es ja nichts kosten würde, wenn wir im Hafen liegen würde. Das würde aber unsäglich teurer werden - sagt der Mann von der Immigration. Also gehen wir zur Hafenaufsicht und fragen nach. Ibrahim redet eine Weile mit einem von der Aufsicht mit dem Ergebnis, daß wir für eine Stunde im Hafen festmachen können - ohne Gebühr.
Gesagt getan, zurück an Bord wird der Anker gelichtet und zehn Minuten Später liegen wir am Hafen fest zur Freude von asiatischen Fischern, die begeistert nach dem woher und wohin fragen. Der Mensch von der Immigration kommt dann auch, schaut sich kurz das Boot an und redet mit mir dann noch ganz entspannt fast eine halbe Stunde. Sobald er von Bord ist werfen wir die Leinen los und wollen uns in den Oyster Creek verlegen. Ibrahim sagt, er kennt den Weg durch die schmalen Creeks dort hin und übernimmt das Steuer.
Leider sagt Susi, daß sie zum ersten mal Mangroven sieht und Ibrahim macht einen Schlenker um näher heranzukommen mit dem Erfolg, daß wir bei ablaufendem Wasser auf eine Untiefe laufen und jetzt immer noch hier sitzen. Genügend tiefes Wasser wird es erst wieder gegen Mitternacht geben. Vor dem Dunkel werden rufen wir die CATORION, denn Lothar und Renate sind schon seit einigen Tagen hier in Gambia. Auf UKW meldet sich aber nicht die CATORION sondern die HERMAN HEINRICH, einem Katamaran mit einer deutschen Familie, deren Internetseite wir in Deutschland schon gesehen hatten, da sie eine eigenwillige Konstruktion für ihr selbst gebautes Schiff haben. Von ihnen erfahren wir, das die CATORION bei der Lamin Lodge liegt und sie selber gerade auf den Weg in die Casamance sind. Wir sehen sie noch hinter uns Richtung Banjul segeln.
Zurück zum SeitenanfangIn der Nacht schwammen wir irgendwann wieder auf und Ibrahim, der ein sehr schlechtes Gewissen wegen dem Aufsetzten hatte, ließ es sich nicht nehmen in der Nacht noch bis in den Oyster Creek zu fahren. Dies gelang dann, obwohl im Dunklen, ohne weiteren Probleme. Ibrahim und Abdula sind dann noch bis zum Morgen an Bord geblieben. Am frühen Morgen wollen wir sie dann verabschieden, lernen an Land Baba kennen und das es hier keiner eilig hat. Erst gegen Mittag schaffen wir es wieder aufzubrechen, denn wir wollen Lothar und Renate in der Lamin Lodge treffen.
Keine Probleme auf den Weg dort hin und treffen Volker unterwegs, ein weiterer deutscher Katamaran, der jetzt aufbricht Richtung Französisch Guayana. Die Einen kommen - die Anderen gehen.
In der Lamin Lodge angekommen finden wir uns auf einem wunderschönen, idyllischen Ankerplatz wieder. Hier geht die deutsche Kolonie weiter: vier deutsche Katamarane. Selinda und Paul mit der MUPFEL kommen heute Nachmittag an, und neben der CATORION liegt hier auch Oliver mit seiner riesigen TAO (9m breit!).
Abends treffen wir uns alle in der Lodge, zusammen mit Klaus, einem schwedischen Segler. Es wird ein schöner Abend mit leckerem gambianischen Bier: JulBrew.
Susi ißt das letzte Pumpernickel, welches wir von Henning und Monika von der BUTJE in Ziemitz zum Abschied bekommen haben. Die Marmelade von Tante Heidi ist schon lange alle.
Noch sind kühle 22°C - aber erfahrungsgemäß wird es noch deutlich wärmer und wir werden die Hohen Temperaturen genießen, ist es in Deutschland immer noch sehr kalt mit viel Schnee. Zum Nachmittag laden wir die deutsche Kolonie zu frischem Brot und Wein ein. Susi backt dazu ein Oliven- und ein Tomatenbrot mit getrockneten Tomaten. Gegen 18Uhr sind Alle da, Bier und Butter wurde auch spendiert und Lothar bringt etwas später sogar sein frisch gebackenes Vollkornbrot mit. Es ist eine fröhliche Runde und wir haben viel Spaß - wie immer - und verabschieden uns gleich schon wieder, denn wir wollen zurück in den Oyster Creek um nun endlich Claudia und Friedrich zu treffen. Morgen sollen sie von ihrer Flußfahrt zurück sein.
Zusammen mit der CATORION machen wir uns morgens auf den Weg durch die Creeks bis vor der Danton Bridge im Oyster Creek.
So was, da sind die Edener schon seit gestern wieder da! Wir machen uns so schnell wie möglich auf den Weg. Großes Hallo als wir uns endlich in die Arme fallen. Wir freuen uns riesig, Tom bekommt sogar noch ein nachträgliches Geburtstagsgeschenk überreicht! Ursprünglich wollten wir uns schon Weihnachten hier treffen, aber dann kam ja der unsägliche Wind aus Südwest.
Nach dem Willkommenssekt fahren wir zu Baba. Hier gehören Claudia, Friedrich und Martin (der zeitlich befristete "Schiffsjunge" der Edener) schon zur Familie und auch wir werden herzlich begrüßt, lernen Fatima und Rosie kennen. Die beiden haben kleine Geschäfte in denen sie Kleidung und Schmuck an Touristen verkaufen. Fatima besorgt uns auch unser täglich Brot. Babas Bar ist übrigens auch Standort der gambischen Seglervereinigung. Man mag es kaum glauben, wo die Hütten hier den Charme einer Jugendfreizeit-Bretterbudenstadt haben.
Natürlich reden wir alle ununterbrochen ein Gemisch aus Deutsch und Englisch wegen Baba und Ibrahim bis in den Abend hinein.
Und plötzlich kommt Bewegung in die Tischrunde: eine Feuerstelle wird aufgebaut und Stühle und Bänke wandern nach draußen. Friedrich holt seine, in Gambia gekaufte, Trommel von Bord und die Party beginnt. Nach der langen Zeit auf dem Schiff ist Susis Bewegungsdrang groß und sie wippt und tanzt zu den Trommelschlägen mit, genauso wie Claudia und Renate. Hier wird auf allem getrommelt: Zwei leere Kanister sind wunderbare Klangkörper unter den Händen der Einheimischen. es kommen immer mehr Locals zum Feuer und tanzen. Auch wir werden aufgefordert mit zu machen, selbst Tom läßt sich in den Kreis ziehen und wir haben jede Menge Spaß. Kaputt getanzt beenden wir den Abend und singen zum Abschluss alle zusammen "Sailor sailing around the world".
Super toller Abend!
10Uhr frühstücken wir mit den Edenern bei uns an Bord. Sie erzählen von ihren Erlebnissen auf dem Fluß und dem herzlichen Willkommen bei Baba, seinen Freunden und Ibrahim. Heute sind sie zu Babas Familie eingeladen und natürlich wird die Einladung auf uns ausgedehnt, aber auf morgen verschoben, da sich Tom von Baba Dreads machen läßt. Susi wäscht Wäsche, die blitzschnell trocknet, räumt AORAI ein wenig auf . Da Tom immer noch in "Behandlung" ist besucht sie Claudia. Renate ist auch schon da. Ein vorbeikommender Fischer wird seinen großen Barrakuda, nach guter Feilscherei mit Friedrich, los an Renate. Sie fährt ihren Barrakuda stolz nach Hause und die restliche Truppe macht sich auf den Weg auf ein Bier bei Baba und um das Ergebnis seiner Bemühungen bei Tom zu sehen. Bei Toms Anblick brechen alle in lautstarkes Gelächter aus: Die Haare stehen in Strähnen von seinem Kopf ab und haben so gar nichts mit Dreads gemein. Tom nimmts gelassen. Als Babas Bar zu macht beschließen wir den Barrakuda der CATORION alle zusammen bei uns an Bord zu essen. Lothar bringt seinen Campinggaskocher mit und wir braten jede Menge Barrakudasteaks. Der Kocher verbleibt anschließend ganz ungewollt in unserem Besitz.
Zum ersten Mal treten auch Mücken auf und wir sind froh unsere Mückennetze zu haben.
Für um 11Uhr sind wir eigentlich mit Baba verabredet, aber auch wir sind in Afrika angekommen und kommen erst gegen 12Uhr zum Steg. Heißt es doch "Die Afrikaner haben die Zeit, die Europäer die Uhr."
Baba wohnt in Serekunda, der größten Stadt in Gambia, in einer typischen Wohnung. Diese besteht aus ein, vielleicht auch einmal zwei Zimmer in einem einstöckigen Reihenbau, der sich Compound nennt und in dem sich fünf bis sechs solcher Wohnungen befinden. Babas Familie verteilt sich mit vier Generationen in mehreren Wohnungen innerhalb des gleichen Compounds. Das eigentliche Leben spielt sich draußen auf dem Hof ab: Wäsche waschen, Geschirr spülen, Ziegel bauen und trocknen, das Gemeinschaftsplumpsklo, dazwischen laufen 6 bis sieben Schafe herum. Das Wasser kommt mit bester Trinkwasserqualität aus einer Leitung mitten im Hof. Auch das Essen wird hier vorbereitet, gekocht wird für alle in einem kleinen Nebengebäude auf offenem Feuer.
Baba klettert die Kokospalme rauf und bombardiert uns mit den Früchten. Dann schälen er und sein Bruder sie für uns und wir trinken frischstes Kokoswasser. Die Kokosfasern werden getrocknet und fürs Kochfeuer verwendet. Die Kinder fangen an zu klatschen, singen und tanzen. Wir fühlen uns wohl und willkommen.
Nach diesem Besuch fahren wir Richtung senegalesische Grenze, weil Claudia ein traditionelles Dorf besichtigen möchte. Die Fahrt dauert ganz schön lang und wir sind froh endlich anzukommen. Am Grenzfluss ist eine Bar und eine Piroge pendelt von Senegal nach Gambia. Auch fischen kann man hier sicherlich sehr gut, nur von dem Dorf sehen wir nichts. Nach einem Bier geht die Reise weiter und wir fahren zum Atlantikstrand, auf dem jede Menge Fischerboote aufgepallt sind. Die Fischer und ihre Frauen, die kopfgroße Schnecken öffnen, wollen sich jedoch nur gegen Bezahlung fotografieren lassen - wir verzichten.
Auf dem Rückweg kommt es noch einmal zu einem längeren ungeplanten Stopp, weil Ibrahim und Baba Palmwein besorgen wollen. Irgendwo in der Wallachei auf einem Feldweg werden sie fündig und verschwinden ziemlich lange im Busch, um den Palmwein zu besorgen. Der Rest wartet derweil in einer Siedlung im Busch, die vielleicht aus vier bis fünf Hütten besteht, inklusive Brunnen. Wir bekommen schon einmal einen Eindruck, wie das Leben auf dem Lande, abseits der großen Städte, aussieht.
Nach einer gefühlten Ewigkeit kommen auch Ibrahim und Baba glücklich kichernd wieder, jeder mit zwei 1,5l Wasserflaschen in der Hand, die mit einer Flüssigkeit gefüllt sind, deren Aussehen an stark verdünnte Milch erinnert. Wieder zurück im Bus werden zwei Flaschen zum sofortigen trinken frei gegeben, die anderen beiden Flaschen sind für Morgen, denn da ist eine Flußfahrt geplant.
Tipp für Unerfahrene: am Palmwein nicht riechen - der Geruch ist recht streng. Der Geschmack hingegen hat Ähnlichkeit mit frischem Federweißen und trinkt sich auch so weg.
Ibrahim und Baba sind ganz heiß auf das Zeug. Für sie als Muslime gehört der Palmwein nämlich nicht zum verbotenen Alkohol. Warum nicht? Wenn der Palmsaft abgezapft wird, ist er direkt schon leicht vergoren, damit eine Gabe Gottes, während Wein, Bier oder gar Schnaps vom Menschen hergestellt wird.
Heute sind wir zu einer Veranstaltung eingeladen, die Claudia und Friedrich schon im Voraus organisiert hatten und für uns eine Überraschung sein sollte: Eine Fahrt mit einem der typischen Ausflugspirogen, welche umgebaute Fischerboote sind, zusammen mit den Familien von Baba und Ibrahim.
Zuerst geht aber eine kleine Karawane zur Tankstelle, damit Friedrich Diesel bunkern kann. Mit dabei ist Baba, der die Schubkarre mit den Kanistern schiebt, logischerweise Friedrich und Martin sowie Renate und Tom. Die Tankstelle liegt fußläufig an der Hauptstraße. Gut zu wissen, wenn wir selber noch einmal Benzin bunkern wollen. Die Spritpreise sind recht hoch: gut einen Euro für einen Liter Sprit.
Zurück bei Babas Bar geht es endlich los. Babas Familie ist schon eingetroffen, wenig später auch unser Boot, mit dem die Reise starten soll, das wir sofort entern. Jetzt warten wir nur noch auf Ibrahims Familie, welche für alle auch noch einen Lunch mitbringen will. Wir hatten dafür einen Kuchen gebacken. Eigentlich sollten es zwei werden, aber für den Zweiten war keine Zeit mehr.
Gegen 14Uhr starten wir tatsächlich. Die Trommeln werden schon seit zwei Stunden bearbeitet und ein wenig später tauen alle ein wenig auf. Die Kinder und wir erkunden das Boot. Ziel ist die Lamin Lodge, bei der wir einen Stopp einlegen. Alle Mann gehen von Bord, um sich umzusehen, nur ein paar Mädels bleiben an Bord und bereiten das Essen vor.
Als alle wieder an Bord sind und das Boot abgelegt hat wird auf großen Platten Reis mit Chicken Yassa serviert. Jeweils drei bis fünf Leute essen mit den Fingern davon. Für uns Europäer sehr ungewohnt, aber wir wollen uns nicht blamieren und geben unser bestes. Ibrahim zeigt uns, wie man es macht, trotzdem sieht unser Platz anschließend aus, wie der von den kleinen Kindern. Rundum satt und zufrieden futtern wir noch Melone und trinken Baobabsaft. Dann tanzen alle zu den Trommeln. Die Kids spielen sich müde, selbst die Kleinsten wackeln mit dem Po im Rhythmus.
Pünktlich zum Sonnenuntergang landen wir am Steg vor Babas Bar. Noch schnell ein Abschiedsfoto bevor alle nach Hause fahren.
Ein wunderbares Erlebnis!
Heute war Markttag angesagt für Martin, die CATORION und für uns. Wir fahren mit Ibrahim nach Serekunda und tauchen dort ins Gewühl. Ibrahim bahnt uns den Weg, zeigt uns vollkommen fremde Gewürze und Gemüse, erklärt was frisch ist und wie man es zubereiten kann. Es ist ein wildes Treiben, auf dem ersten Blick absolut unübersichtlich, ein Stand neben dem Anderen und dazwischen schiebt sich eine unzählbare Menschenmenge. Der Markt in Serekunda ist der Größte in Gambia. So gibt es hier nicht nur Lebensmittel wie Gemüse, Obst, Gewürze, Palmöl aus großen Fässern und natürlich Erdnüsse, sondern Alles, was man sich vorstellen kann: Kleidung und lose Stoffe, Ersatzteile für Fahrräder und Autos, Kosmetik, Schuhe, Haushaltswaren, Alu-Kochgeschirr bis in Großküchenformat für die Großfamilie, Holzkohle, und tausend andere Dinge.
Obwohl man kaum treten kann ist keiner gereizt, alles geht seinen ruhigen Gang. Nach wenige Stunden sind wir nicht nur voll bepackt, sondern auch ziemlich fertig und machen uns auf den Heimweg. An Bord lassen wir alles fallen und ruhen uns erst einmal aus. Es wird ein ruhiger nachmittag und Abend - ganz ohne Programm. Für Morgen haben wir uns aber schon mit Ibrahim zu einer Sightseeingtour verabredet.
Die CATORION und wir fahren mit Ibrahim zu den heiligen Krokodilen im Kachikally Crokodile Pool, wo wir in einem kleinen Museum mit der Geschichte und den Traditionen von Gambia vertraut werden. Sehr schön ist die kleine Sammlung traditioneller Musikinstrumente.
Dann endlich gehts zu den Krokodilen. Tatsächlich liegen die gut genährten! Krokodile einfach so in der Gegend rum und interessieren sich überhaupt nicht für uns. Wir uns um so mehr für sie. Nachdem wir alle ein Beweisfoto haben, daß man sie auch anfassen kann, gehen wir zu dem kleinen nicht zugänglichen Strand, wo die Babys liegen.
Krokos in allen Größen! Ein Kroko wird unruhig (die Mama?) und ein Ranger läßt uns Abstand halten.
Für die Einheimischen ist dies immer noch ein heiliger Ort an dem Frauen sich einer rituellen Waschung mit dem Poolwasser unterziehen, um Fruchtbarkeit zu erlangen. Die Legende besagt Folgendes zu diesem Tümpel und seinen Bewohnern:
"Vor langer Zeit ließ sich die Familie Bojang in dieser Gegend nieder. Eines Tages kam der gute Geist Kachikally vorbei, zeigte dem Familienoberhaupt eine Quelle, deren Wasser Krankheiten und insbesondere Unfruchtbarkeit heilt. Kachikally ernannte die Familie als Hüter der Quelle und verlangte, daß die Quelle ihren Namen tragen und die Familie eine Gabe geben sollte, die in der Quelle verbleibt. Der Vater war nun etwas ratlos, was denn diese Gabe sein sollte. Er schickte seine Kinder zum Fischen und wollte den ersten Fang in die Quelle geben. Seine Kinder kamen mit zwei kleinen Krokodilen nach Hause, die dementsprechend der Quelle übergeben wurden.
Die Gabe wurde anscheinend wohlwollend angenommen und seit dem pilgern viele Menschen zu dieser Quelle mit der Hoffnung auf Heilung. Noch Heute kümmert sich die Familie Bojang um die Quelle und seine Krokodile."
Für uns geht es weiter zum Bijilo Forest Park. Für 30,- Dalasi (nicht mal einen Euro) dürfen wir den interessanten Galeriewald betreten. Ein Galeriewald zeichnet sich dadurch aus, daß er Terrassenförmig aufgebaut ist: niedriger Busch am Boden dann folgen Bäume mit mittlerer Höhe und oben drüber ragen die hohen Palmen hervor. Der Wald in diesem Park gilt auch als der letzte verbliebene Küstenwald der Region.
Ordentlich instruiert von Claudia haben wir auch Erdnüsse mitgenommen und tatsächlich zeigen sich unweit des Einganges die ersten Affen (in diesem Fall Meerkatzen), die einerseits neugierig und verfressen sind, aber auch scheu zurückspringen, wenn man nicht ruhig ist. Einzeln werden die Erdnüsse vorsichtig und blitzschnell aus der Hand genommen. Die dominanteren Affen sind schon mutiger und biegen auch die Finger vorsichtig, aber bestimmt, auf, um an die Nuß zu gelangen. Streicheln lassen sich die Affen aber dann doch lieber nicht und flüchten sofort.
So viel Herumlaufen macht hungrig und Renate und Lothar wollen in ein Restaurant. Wenig später sitzen wir im Ali Baba in Kololi im Zentrum der Vergnügungsmeile. Gestärkt wollen wir noch zum Strand, bevor die abendliche Verabredung eingehalten werden muß. Durch das Kairaba Beach Hotel, welches höchsten touristischen Ansprüchen genügt (5 Sterne und eine der teuersten Adressen hier) und wirklich schön gestaltet ist kommen wir zum Strand und sehen nach einer Woche Abstinenz den Atlantik wieder.
Danach wird es hektisch, denn die Edener warten auf uns, da Ibrahim zur Abschiedsparty für die Drei geladen hat. Und wie immer, wenn man es eilig hat werden wir aufgehalten. In diesem Fall ist es ein Offizieller von der Immigration, der unsere Pässe sehen will, die wir natürlich nicht dabei haben, sondern an Bord liegen haben. er ließ uns durch, um sie zu holen. Für uns kein Problem aber Lothar und Renate ihre zur Visaverlängerung Adi gegeben. Nach einigen hin und her war aber auch das geklärt und wir machen uns auf den Weg zu Ibrahims Familie.
Wir wurden sehr freundlich willkommen geheißen, die meisten kannten wir schon vom Bootsausflug. Nachdem wir unsere Softdrinks und die Kinder ihre Süßigkeiten bekommen hatten wurde erst einmal die Foto-CD, welche die Edener gebrannt hatten, angesehen. Dann kommen die obligatorischen Trommeln (in diesem Fall ein großer Holzkasten als Resonanzkörper) und die Party wurde in den Hof verlegt, der sich schnell mit Menschen auch aus der Nachbarschaft füllte. Es wurde gesungen, getanzt und geklatscht und noch viel mehr gelacht. In den locker gebildeten Kreis tritt mal der Eine und der Andere um seine Tanzkünste zu zeigen. Das Alter spielt dabei keine Rolle, die Matriarchin, d.h. die Mutter von Ibrahim, deren Autorität in der Familie keiner anzweifelt, ist voll dabei, wie auch der kleine Sohn von Ibrahim mit drei Jahren. Eine Mutter mit ihrem Baby auf dem Rücken wird lachend in den Kreis gezogen und tanzt zu den Trommeln, welche mittlerweile zusätzlich zwei leere Kanister und eine umgedrehte Blechschüssel sind. Wir haben alle sehr viel Spaß und verabschieden uns erst gegen 1Uhr in der Nach, nachdem auch das letzte Kind in Friedrichs Armen eingeschlafen ist.
Die halbe Familie steigt mit uns in den Bus, um uns sicher nach Hause zu bringen. Und auf einmal hören wir "Hänschen klein ging allein" gesungen vom Fahrer und Martin. Das gibts doch nicht! In Westafrika kennt man Hänschen klein ?! Es stellt sich heraus, daß die Frau vom Taxifahrer eine Deutsche ist. So müssen wir natürlich bei denen noch schnell vorbei fahren und Hallo sagen. Sie kommt übrigens auch aus Berlin. Klein ist die Welt.
Zurück zum SeitenanfangSchön wäre es einmal auszuschlafen und Nichts zu machen. Die viele Erlebnisse wollen erst einmal verarbeitet werden. Aber nichts da! Um 9Uhr fährt Tom mit drei Kanistern zur Tankstelle. Als er zurück kommt stopfen wir unsere leeren Wasserkanister ins Dingi und fahren durch die Brücke zum Wasser bunkern. Das Trinkwasser ist vorzüglich und direkt neben der Polizeistation kommt so ein Wasserhahn aus der Erde. Während wir unsere Kanister füllen unterhält sich Susi mit einem Officer, der mit einem Motorrad durch die Gegend fährt, das aussieht wie eine Harley. Er möchte gerne einmal Deutschland für einige Wochen besuchen, liebt seinen Job seit 14 Jahren und versucht Susi einige Worte auf Wolof beizubringen (hängen bleibt leider nichts).
Mit Wasser und Benzin versorgt nehmen wir die Verfolgung der Edener auf, die heute Morgen schon nach Banjul motort sind um auszuklarieren. Unser Anker fällt wenige Meter hinter ihnen ins Wasser und wir verbringen einen ruhigen Nachmittag. Abends verabschieden wir uns bei einem gemeinsamen Essen von Claudia, Friedrich und Martin, die morgen früh Richtung Brasilien starten.
Für Claudia war der Tag noch richtig hektisch: sie ist Patentante geworden. Ibrahims Schwester hat gegen 5Uhr in der Frühe Zwillinge geboren - Mädchen. Eins heißt jetzt Claudia, das andere Ute nach Friedrichs Tochter und natürlich musste die große Claudia die beiden persönlich auf dieser Welt begrüßen und kam mit süßen Fotos zurück. Ibrahim war völlig übernächtigt, müde und fertig, überstand aber das Abendessen.
Dann verabschieden wir uns und versprechen uns ein Treffen in Brasilien. Das wird ja wohl klappen - wir haben ein halbes Jahr Zeit!
Zurück zum SeitenanfangUm 8Uhr gehen die Edener Anker auf und wir tröten ihnen hinterher und winken.
Nach dem Wachwerden wollen wir Brot kaufen und ins Internet im Atlantik Hotel Mails kontrollieren. Dort angekommen stellt Tom fest, daß er keinen Akku im PC hat. Also das Ganze mit Abdula, der uns im Hafen gesehen hatte und sich nicht davon abbringen lässt uns zu begleiten, retour und mit Akku noch einmal durch die Stadt. Jedoch ohne Susi, die an Bord bleibt. Sie macht es sich gemütlich und schreibt das Logbuch nach. Tom konnte dafür dann wenigstens ein paar Bilder hoch laden, aber bei den ausgefüllten Tagesprogrammen der letzten Tage haben wir es nicht zu einer Aktualisierung unserer Berichte geschafft.
Mittags kam die CATORION aus dem Oyster Creek. Zusammen fahren wir bei auflaufendem Wasser zur Lamin Lodge, um dort die Ruhe und Natur zu genießen.
Fast eine Woche in der Lamin Lodge - jedoch von Ruhe keine Spur. Wir haben die meiste Decksfläche, also sind wir das abendliche Partyschiff. Jeden Abend wird zusammen gekocht, gegrillt und geklönt. Oliver spendiert die Partybeleuchtung, Jens von der ANNI, neu dazu gekommen, hat noch Thunfisch im Froster, Lothar kauft Fisch vom Fischer oder wir pflücken Unmengen von Austern von den uns umgebenden Mangroven.
Eigentlich wollten wir schon gestern nach Banjul, um den Fluß zu befahren, aber dann kam die HERMAN HEINRICH aus der Casamance zurück und die Familie wollten wir gerne noch kennen lernen und uns natürlich ihren Katamaran ansehen. Kurz vorher traf auch die MIRA mit René und Marion ein, beide etwas frustriert, da der Lotse sie als erstes auf ein Wrack gesetzt hatte. Ergebnis ist eine dicke Bule im Kiel und, was viel schlimmer ist, ein Riß in der Schweißnaht, mit der der Kiel an den Alurumpf geschweißt ist. Zum Glück kann kein Wasser eindringen. Eine Reparatur hier vor Ort ist aber nicht möglich. Zumindest können die Beiden weiter segeln. Während Marion im Schiff noch aufräumt treffen wir uns alle auf der ANNI zum Sundowner, der es in sich hatte. Jens spart bei der Cola und ist großzügig bei seinem berühmt/berüchtigten Kirschwasser. In Folge dessen fuhr Renate erst einmal in die falsche Richtung nach Hause, René musste nach Hause gebracht werden und Susi hing kurz außenbords an der ANNI weil das Dingi nicht am rechten Fleck war zum Einsteigen.
Kurze Zeit später fragt Frank von der HERMAN HEINRICH nach einem Scheinwerfer, er will mit Oliver nach Lothar suchen, der seit Stunden vermisst wird. Wir können so schnell nicht helfen und überlegen mit Jens, ob wir uns der Suche anschließen sollen. In unserem Zustand wären dann wahrscheinlich zwei Dingis vermisst worden.
Lothar, der sich auf dem Rückweg von einer Einkaufstour in Banjul in den Mangroven verfranst hatte, kam übrigens erst am nächsten Morgen nach Hause mit den Worten: "Hat ein bisschen länger gedauert."
Für Susi hatte die MIRA ein wenig Heimatgefühl an Bord: zwei Exemplare "Das Magazin" welche sie sich sofort mitgenommen hat.
Zwischendurch hatten wir auch noch ungebetenen Besuch an Bord. Eines Morgens entdecke ich, daß ein-zwei Tomaten Löcher haben. Da Susi sie nach dem Einkauf gegen Ungeziefer in Bleiche gewaschen hat, können wir ausschließen, daß wir die so gekauft haben. Bei genauer Untersuchung der Löcher erkennen wir kleine niedliche Zahnspuren an den Lochrändern. Also haben wir eine kleine niedliche Maus oder Ratte an Bord!
Jens hat eine schöne Falle an Bord, die wir sofort bei uns aufstellen, und schon am nächsten Morgen hat sich der kleine gefräßige Nager vom Speck dort hinein locken lassen. Glück gehabt. Oliver hat für seine Maus, die er auch plötzlich an Bord hatte, etwas länger gebraucht, bis er sie erwischt hat.
Wir liegen schon seit Wochen nur noch vor Anker, d.h. die Mistviecher müssen von den Mangroven zu den Schiffen geschwommen sein. Und wir haben gedacht, vor Anker wären wir sicher!
Eine kurze Nacht! Morgens um 8Uhr ruft Ibrahim an und lädt uns zur Namensgebungs-Zeremonie der Zwillinge ein, Um 10Uhr treffen in Westfield. Wir springen auf und machen uns fertig, borgen uns hastig Geld fürs Taxi und sind unterwegs. Endlich können wir selbst die mittlerweile eine Woche alten Babys bestaunen. Vorher ist noch eine Familienangelegenheit zu klären, dann gehts los. Alle sitzen im Sonntagsstaat da und die Babys bekommen ein paar Haare am Kopf abrasiert. Die Haare werden aufgehoben. Anschließend wird über die rasierte Stelle gepustet, rote und weiße Cola-Nüsse, die zu jeder wichtigen Familienfeierlichkeit dazu gehören, werden in Schalen mit Wasser und Kräutern geworfen. (Wir trauen uns nicht nach den Bedeutungen der Details zu fragen - es herrscht eine feierliche Stimmung). Dann werden die Kleinen von jedem in der Familie aufgenommen. Wir als Gäste bekommen sie als erstes in die Arme gedrückt und wissen gar nicht was wir jetzt machen sollen. Die Meisten pusten den Kindern über den Kopf und/oder beten lautlos. Danach gehts zurück zur Mama.
Wir sitzen dann vor dem Haus, trinken Tee und Ibrahim und sein Bruder erzählen uns von den Toubas, einer moslemischen Glaubensrichtung in Senegal, die auch die Philosophie des Teilens, des Miteinanders, der Gleichheit lebt und natürlich die Regeln des Islams streng achtet (wie eigentlich Alle hier - Alkohol ist verpönt!) dabei aber extrem tolerant, offen und frei von Fanatismus ist. Anfang Februar ist in der Stadt Touba ein großer Feiertag dieser Glaubensgemeinschaft und es kommen aus aller Welt bis zu 4 Millionen Menschen in die Stadt, die außerhalb der Gerichtsbarkeit des senegalesischen Staates steht und auch keine Steuern bezahlt. Toms Mittelalterklamotte sieht so ähnlich aus, wie die Kleidung der Baj-Falls und wird regelmäßig darauf angesprochen. Daher ist es schön heute etwas über diese Leute kennen zu lernen.
Gerne würden wir uns Ibrahims Bruder anschließen, werden zu dem Zeitpunkt aber sicherlich irgendwo auf dem Gambia-Fluß sein. Essen, Trinken, Schlafen - daß soll alles kein Problem in Touba sein. Zum Zeitpunkt der Feierlichkeit stehen alle Häuser offen und man bekommt überall Verpflegung. Bei dieser Massenveranstaltung klingt das sehr interessant, wir sind sehr interessiert, aber wir bekommen den Trip nicht in unsere Planung unter. Schade, aber man kann nicht Alles haben.
Nach dem von der Familie servierten Dinner machen wir uns viel später als ursprünglich geplant auf den Rückweg, ein Cousin von Ibrahim wohnt in Lamin und begleitet uns durch das mittlerweile dunkle Dorf bis zur Lamin Lodge. Wir sind uns nicht sicher, ob wir alleine durch den Busch gefunden hätten und dankbar verabschieden wir uns von ihm.
Oliver von der TAO hat einen Ausflug zum Wrestling organisiert! Um 17Uhr solls losgehen, also trudeln wir Alle gegen 16Uhr in der Lamin Lodge ein - die Taxen sind bestellt. Der Fahrer des zweiten Taxis ist unverschämt und will den doppelten Preis! Wir wollen das nicht bezahlen und wenden uns einem gerade ankommenden Taxi zu. Oliver findet das unfair dem anderen bestellten Taxifahrer gegenüber und verhandelt nach. Sein Verhandlungsgeschick läßt zu wünschen übrig und so zahlen wir alle mehr als nötig - egal.
Kurz nach fünf erreichen wir das Areal in dem die Kämpfe stattfinden sollen, aber außer uns und zwei Trommlern ist hier Niemand. Vorsichtiges Nachfragen zeigt, daß wir zwar am richtigen Platz aber zur falschen Zeit sind - erst gegen 19Uhr soll es los gehen. Also fahren wir auf einen Drink nach Westfield. Zurück gekommen stehen unheimlich viele Menschen vor dem Eingang und es geht heiß her. Die Polizei, die dort für Ordnung sorgt, läßt uns Toubabs (so werden hier die Weißen genannt und die Kinder rufen es einem ständig hinter her) sofort durch und wir sehen vom "VIP-Bereich" wirklich gute Ringkämpfe. Doch zuerst stellen sich die Kämpfer dem Publikum vor indem sie in der Arena im Kreis laufen, tanzen und springen - bis zum Überschlag wird vieles geboten. Und gut gebaut sind die Jungs alle (wird natürlich hauptsächlich von unseren Mädels bemerkt) - muskulös, sehnig, schlank, keine aufgeblasenen Anabolika-Männer. Die Regeln kapier man schnell beim Zusehen: wer mit dem Rücken zuerst den Boden berührt hat verloren, der Gewinner streicht 50,- Dalasis ein und sucht sich einen neuen Gegner. Das Publikum steht lautstark zu seinen Helden, die zum Teil für ein einzelnes Dorf oder Stadtteil kämpfen, rennt schon mal durch die Arena, beschimpft die Gegner. Ein anderes Mal war der ganze Platz voll, weil sie ihren Favoriten zujubeln und umarmen.
Gegen 22Uhr zeichnet sich das Ende ab und wir mußten gehen, da die Taxen draußen schon warteten. Wieder einmal ein eindrucksvolles Erlebnis.
Endlich sind wir aus Lamin Lodge los gekommen!, auch wenn es schwierig war, sind doch gestern noch ein schweizer und ein deutscher Katamaran dort angekommen. Jetzt liegen wir aber in Banjul vor Anker und waren heute schon Lebensmittel (unter anderem tiefrotes Palmöl und frische Erdnussbutter) einkaufen sowie Malariamittel und Insektenschutz für die Flußfahrt besorgen. Morgen Mittag mit dem richtigen Gezeitenstrom gehts los.
Zum Abend besuchen wir die beiden sehr netten Schweizer Mary und Adi auf ihrem Katamaran MARADI, die schon wieder die Lamin Lodge verlassen haben, um nun ebenfalls den Fluß zu befahren. Sie werden aber einen Tag nach uns aufbrechen - ihr Marktbesuch steht noch aus.
13Uhr gehen wir Anker auf und motoren langsam aus der Bucht, noch haben wir Gegenstrom, aber Susi will los. Nach ca. 2,5 Stunden können wir die Segel hochziehen und fahren mit fantastischen raumen Wind in den River. Auch die CATORION, mit der wir den Fluß hoch fahren wollen, setzt nach einiger Zeit ihren Spi und genießt das Segeln. Zur richtigen Zeit, 19Uhr, eine halbe Stunde vor dem Dunkel werden, erreichen wir unseren ersten Ankerplatz hinter James Island, einer kleinen Insel mit den Resten eines alten Fort und Baobabbäumen auf denen sich jetzt zur Dämmerung jede Menge Pelikane niederlassen.
Zurück zum SeitenanfangDa der Tidenstrom erst zum Nachmittag in die für uns richtige Richtung läuft, hatten wir gestern genügend Zeit uns das kleine James Island anzusehen. Das auf der Insel errichtete Fort beherrschte lange Zeit den Fluß und war die meiste Zeit in britischer Hand und Gegenpol zum französischen Stützpunkt Albreda auf der Festlandseite, beide bis zum 19.Jahrhundert große Sklavenumschlagplätze.
Albreda und das in der Nähe gelegene Dorf Juffureh sind in Gambia mit die bekanntesten Orte. Hier hat die Geschichte von Kuta Kinte und seiner Familie ihren Ursprung. Kuta Kinte wurde aus dieser Gegend als Sklave in die Südstaaten verschleppt. Sein Schicksal, wie das seiner Nachkommen wurde von einem Urenkel (oder Ururenkel?) recherchiert. Die Familiensaga wurde dann in Buchform und als TV-Serie "Roots" weltbekannt.
Heute hat James Island nur noch die Reste des Forts zu bieten, die dennoch einen Eindruck davon vermitteln, was sich hier vor 200 bis 300 Jahren zugetragen hat. Im Gegensatz zur CATORION, die sich Albreda und eventuell auch Juffureh noch ansehen möchten, verholen wir uns in den nächsten Creek. Die Welle läuft unangenehm um James Island herum, weswegen wir hier nicht noch eine Nacht verbringen wollen. Die MARADI hat aufgeholt und liegt nun neben der CATORION.
Heute war ein früher Start um 8Uhr angesagt, damit wir den günstigen Strom so lange wie möglich mit uns haben. Zuerst starten wir unter Motor, können aber bald die Segel setzen. Mit dem Tidenstrom in die richtige Richtung macht sogar das Kreuzen Spaß! Noch mehr freuen wir uns, daß die MARADI hinter uns her segelt und nicht wirklich näher kommt, d.h. so schlecht kann unser Dschunkenrigg auch auf der Kreuz nicht sein.
Wir versuchen den Mandori Creek zu erreichen, schaffen es aber nicht ganz bis zum Kentern des Stromes. Aber hier gibt es genügend Creeks und einer davon ist der Sereneki Creek, in dem wir jetzt ankern. Erstmals sehen wir nicht nur Mangroven am Ufer, sondern auch Sumpfgras und uns erscheint es idyllisch wie eine Wiese.
Lothar hat eine Pute im Ofen, so gibts ganz viel Pute mit Reis und leckerer Mangosoße dazu. Mit leicht strapazierten Bäuchen sitzen wir in der Abenddämmerung und wenig später trifft auch die MARADI ein. bei der Kenterung des Stromes war sie noch deutlich hinter uns und hatte dort den Anker geworfen. Sechs Stunden später hat sie sich das letzte Stück mit der Tide treiben lassen ein, bleibt aber im Fluß, da es nicht empfehlenswert ist im Dunklen in den Creek einzulaufen.
Wieder haben wir den Wecker gestellt und brechen mit Stromwechsel auf. Zumindest fast, weil wir uns erst einmal die Angelschnur in den Propeller fahren. Eine halbe Stunde später sind wir dann aber doch auf dem Weg. Auch die CATORION fährt wieder, die hatte sich nämlich für kurze Zeit in der Ausfahrt in den Modder gesetzt. Danke fürs Warten ;-)
Die MARADI ist ebenfalls ankerauf und läßt sich in der Strömung treiben. Wir setzten Segel und kreuzen bei leichten Winden den Fluß hoch - heute ist die MARADI einen Tick schneller als wir. Die CATORION, weiterhin unter Motor, fährt uns davon und ist abends in Farafeni, unserem eigentlichen Etappenziel. Wir ankern zusammen mit der MARADI ein paar Meilen westlicher im Fluß vor Tendaba. Sechs Meilen haben wir heute nur geschafft.
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