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Freitag, 03.07.2009

Am Mittwoch sind wir zusammen mit der PHA von Alderney aufgebrochen mit dem Ziel Brest. Auch der Wind hat sich dazu bequemt mit einem Hauch aus Ost zu pusten. So beginnt die Fahrt recht gemütlich. Hinter Alderney schließen sich noch einige Felsen und kleinere Inseln an, die sog. Casquets. Laut Handbuch ist die Strecke zwischen Alderney und den Casquets, auf Grund der Gezeitenströmung recht schwierig. Wir wären außen herum gesegelt. Da aber der ganze Schwarm, der den Hafen verlässt, die Abkürzung benutzt, unter anderem auch Bertrand und Marie-Helene, folgen wir ihnen, im Vertrauen darauf, daß sie wissen, was sie tun. Tatsächlich ist die Strecke bei weitem nicht so aufregend, wie das Stück hinter dem Cap de la Hague. Gut, daß wir uns dem Schwarm angeschlossen haben. Was uns überrascht ist, daß wir bei dem recht schwachen Wind die PHA langsam hinter uns lassen. So was sind wir nicht gewöhnt. Wir sehen sie aber den ganzen Tag über noch hinter uns.

Auf diesem Teilstück gibt es für uns wieder etwas Neues: hier steht zum ersten Mal richtige Dünung - lange, sanfte Wellen, die AORAI langsam anheben und wieder absenken. Auch so etwas sind wir von der Ost- und Nordsee nicht gewöhnt. Der Atlantik schickt seine ersten Grüße, er ist ja auch nicht mehr weit entfernt. Den ersten Papageientaucher, den wir sehen, schrecken wir aus den Wellen auf, bevor wir ihn übersegeln. Auch einen Delphin sehen wir, leider nur recht weit entfernt und als Einzelgänger. Er zeigt sich, wie seine Verwandten in der Ostsee, recht zurückhaltend und nicht verspielt, wie man es den großen Tümmlern und anderen Delphinarten nachsagt. Aber wir freuen uns schon jetzt darauf irgendwann in wärmeren Gewässern die verspielten Gruppen zu treffen.

Die folgende Nacht auf See verläuft recht ruhig aber ungemütlich da gegen Morgen Regen aufkommt und es ringsherum anfängt zu blitzen und zu donnern. Wir haben, wie vor Cherbourg, aber Glück und das Gewitter zieht nicht genau über uns hinweg. Im Laufe des Vormittages schläft der restliche Wind vollkommen ein und wir müssen zu unserem Leidwesen wieder unsere Motoren bemühen (der sonst nur muckende Motor läuft sogar eine halbe Stunde ohne Probleme!).
Nachmittags haben wir wieder etwas Wind, jetzt natürlich aus der falschen Richtung, und wir kreuzen unseren Weg nach Brest. Die Überlegung einen Stopp vorher einzulegen verwerfen wir auf Grund der schlechten Sicht. Es ist sehr dunstig, zeitweise kommt sogar Nebel auf. Unter diesen Bedingungen sollte man sich von der sehr felsigen bretonischen Küste fernhalten. Also kämpfen wir uns die zweite Nacht über bis zum Eingang des Chenal Du Four. Dies ist eine weitere, wegen der Gezeitenströme, berüchtigte Durchfahrt. Passend mit dem mitlaufenden Strom um 4.30 Uhr haben wir sie erreicht, müssen aber unter Motor hier durchfahren, denn Kreuzen wollen wir hier nicht, sondern so schnell wie möglich hindurch.

Es läuft Alles hervorragend und gegen Mittag erreichen wir Camaret-Sur-Mer. Ein beliebter Hafen bevor es in die Rade du Brest geht.

Hier treffen wir auch die TARAS wieder. Wir hatten uns gestern telefonisch darauf verständigt, uns in Camaret zu treffen. Torsten mit seiner Crew, die uns auf der Nordsee auf Höhe von Holland überholt haben (s. Junibericht) hat den Weg entlang der englischen Küste genommen. Da sie noch etwas Zeit haben, bevor sie in Nordspanien ankommen müssen, machen sie jetzt einen Abstecher die bretonische Küste entlang.
Zum Abendessen werden wir auf der TARAS eingeladen. Mit Heinz und Thomas gehen wir in die Stadt einkaufen. Die Beiden brauchen noch ein paar Zutaten für das Abendessen und wir wollen den Cidre beisteuern. Beim Gang an der Hafenmauer entlang grüßen wir Camaret von Annette, die uns in Cuxhaven darum gebeten hat.
Mit den eingekauften Sachen zaubern Heinz und Thomas ein Menü, welches genau zum Spruch passt "Leben wie Gott in Frankreich":
Als Aperitif ein Pastis, der Cidre wird aus Tassen getrunken, als Vorspeise gibt es frischen Salat auf Calettas (bretonische herzhafte Pfannkuchen aus Buchweizen), anschließend Risotto mit Garnelen. Nächster Gang ist Grillfleisch und Würstchen gefolgt von gegrillten Makrelen. So langsam werden wir satt und jetzt ist es auch nicht mehr so schlimm, daß eine Möwe es gewagt hat zwei Makrelen zu klauen. Nachtisch gibt es natürlich auch: gebackene Banane mit Zartbitterschokolade und zum Abschluss eine Tasse Schokolade, gekocht aus Kakao, Maismehl und Wasser, gewürzt mit Sahne und Chili - sehr lecker. Thomas: wir brauchen noch einmal das Rezept! Danke.

Uns geht es wirklich schlecht, oder?

Heinz zeigt uns seine neue Geschäftsidee, einen 100%igen Sonnenschutz für das Gesicht, abgewandelt von einem schon im Handel erhältlichen Nasenschutz. Wir haben auch ein Bild bekommen, wie das ganze dann in der Praxis aussieht:

Es wird noch ein lustiger Abend, wir sitzen in der Plicht und singen zur Gitarre, bis ein Finne von gegenüber vorbei kommt und uns bittet, nicht mehr so laut zu sein. Oller Kulturbanause, es ist noch nicht einmal 12Uhr. Wir verziehen uns in den Salon der TARAS und machen dort weiter. Gegen 2Uhr rudern wir dann geschafft nach Hause.

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Samstag, 04.07.2009

Heute Mittag sind die Jungs von der TARAS kurz bei uns längsseits gegangen, da Heinz und Thomas sich gerne einmal AORAI ansehen wollten, bevor sie weiter segeln.

Wir bleiben noch einen Tag hier, aktualisieren unsere Berichte und versuchen auch 'mal wieder alles Online zu stellen. Die Chancen stehen hier gut, es gibt eine funktionierende WLan Verbindung.
Die nächsten Tage wollen wir in der Rade Du Brest verbringen und uns auch noch einmal mit Bertrand und Marie-Helene treffen. Ob wir von hier aus den Sprung über die Biskaya nach Nordspanien machen oder uns noch mehr von der französischen Küste ansehen, machen wir vom Wetter abhängig. Sollte es wieder eine stabile Ostwindlage geben, dann nehmen wir sicherlich den direkten Weg. Momentan sind wir aber nicht unter Zeitdruck und die französische Küste hier ist sehr reizvoll.
Bei der nächsten Aktualisierung wissen wir sicherlich mehr. Lasst euch überraschen, wir tun's auch.

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Sonntag, 05.07.2009

Den Samstag haben wir damit verbracht Berichte zu schreiben, die Bilder aufzubereiten und alles online zu stellen, damit Ihr wieder etwas zu lesen habt.
Heute haben wir daher gar nichts angestellt, sondern haben das schöne Wetter genossen und Sabbat gehalten.

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Montag, 06.07.2009

Gegenüber dem Wochenende war heute bedeutend mehr los. Nach dem Frühstück wollten wir eigentlich so langsam in die Rade de Brest aufbrechen, als mir ein Prospekt von der Umgebung von Camaret in die Hände fällt und ich darauf entdecke, daß in der Nähe unseres Ankerplatzes ein Hühnengrab und auf der anderen Seite von Camaret Menhire (Hinkelsteine) stehen. Also verschieben wir unseren Start und rudern zum Strand.
Die Ankunft wird etwas stürmisch, da wir das erste Mal mit Welle, wenn auch kleiner, anlanden. Wir erwischen eine schöne Welle und surfen damit an den Strand. Sind dann nur etwas verdattert, als wir schneller dort ankommen als gedacht, daß wir das Aussteigen vergessen und schon die nächste Welle kommt, die uns nochmals daran erinnert - wir sind schon da. Abgesehen von ein paar Spritzern kommen wir dann doch trocken an Land und schleppen das Dingi einige Dutzend Meter den Strand hinauf - der Tidenhub beträgt hier ca. 4,5m und es ist gerade Niedrigwasser.
Anschließend machen wir uns auf den Weg das Hühnengrab zu finden. Der Weg führt uns erst an der Küste längs und wir haben einen schönen Blick von oben herab auf Camaret, unseren Ankerplatz und die Küste:

Das auf der kleinen Karte eingezeichnete Hühnengrab finden wir zwar nicht, sind uns aber sicher auf dem richtigen weg zu sein, denn wir finden immerhin die auf der Karte angegebenen Dörfer. Der Weg und die Dörfer entschädigen für das fehlende Hühnengrab.

Die Menhire sind aber da wo sie auch sein sollen. Wir sind etwas enttäuscht, da Camaret schon fast um die Stelle herum gewachsen ist und die Wirkung damit etwas zerstört wird. Und wie die Hinkelsteine von Obelix sehen sie auch nicht aus. Weil sie so in Reih und Glied stehen, im rechten Winkel zueinander unken wir ein wenig herum und bilden unsere eigene Theorie zur Entstehung dieses Steinfeldes:

Vor langer Zeit gab es einen größenwahnsinnigen Potentaten (ich weiß, die gab es auch vor nicht so langer Zeit und auch heute noch, um die geht es hier aber nicht), der wollte sich einen neuen, schönen und großen Palast bauen. Um seinen Baumeistern zu erklären, wie groß der Palast werden sollte, musste er deutlicher werden. Denn seine Baumeister waren etwas kleingeistig und dachten nur in den ihnen bekannten Dimensionen. Demnach wäre der Palast nur etwas größer als eine normale Hütte geworden. Also stellte der größenwahnsinnige Potentat an den Umrissen seines Traumpalastes Steine auf und skizzierte damit auch die grobe Aufteilung seiner Hallen. Tja, und die Steine stehen bis heute noch hier 'rum zum Angedenken an größenwahnsinnige Potentaten.
Warum es bei dem groben Umriss geblieben ist? Ganz einfach: Da unser größenwahnsinnige Potentat kein ägyptischer größenwahnsinniger Potentat war, sondern ein einfacher bretonischer, fehlten ihm damit ganz einfach die Ressourcen an Arbeitern und Sklaven, die ihm das ganze Aufbaumaterial beschaffen und verarbeiten konnten.
Vielleicht ist er ja von dem Versuch eben diese Sklaven aufzutreiben nicht mehr wiedergekommen.


In der Nähe der Menhire stehen noch die Reste eines prächtigen Herrenhauses des französischen Schriftstellers und Poeten Saint-Pol Roux. Anfang des 19. Jahrhunderts war er als Mitbegründer des Symbolizismus berühmt. Das Haus selber wurde im WKII von den Deutschen zerstört. Von den Resten des Hauses hat man heute noch einen wunderbaren Ausblick auf den Atlantik.

Auf dem Rückweg haben wir im Supermarkt unseren ersten Fisch gekauft, selber Angeln war bisher noch nicht von Erfolg gekrönt, und dazu ein Baguette. Zurück beim Dingi haben wir ein kleines Problem. Die Welle ist deutlich kräftiger geworden. Und da wir mittlerweile fast Hochwasser haben, haben wir anstatt eines Sandstreifens einen groben Steinstrand. Wir Planen das Einsteigen sehr sorgfältig, warten eine ruhige Phase der wellen ab, dann springe ich zuerst ins Ding und Susi will es noch ein Stück ins tiefere Wasser schieben, bevor sie selber nachkommt. Diese ganze Aktion dauert dann doch etwas zu lange und bevor Susi im Dingi ist, ist dies die nächste größere Welle. Der Rucksack ist naß, das Baguette auch und wir erst recht. Nachdem Susi es ins Dingi geschafft hat, ist sie auf den ganzen Weg zum Boot damit beschäftigt das Wasser wieder aus dem Dingi zu schöpfen.
Zum Glück ist dem Inhalt des Rucksacks nichts passiert, unter anderem war auch die Kamera mit dabei, und auch das Baguette ist nicht so durchweicht, wie wir befürchtet haben. Dennoch gefällt es uns auf dem Ankerplatz nicht mehr so gut wie zuvor. Die Welle am Strand kam dadurch zustande, daß der Wind etwas gedreht hat und nun Schwell in die Bucht herein stand. Damit wurde auch unser Ankerplatz sehr unruhig.
Kurzentschlossen heben wir den Anker und setzten die Segel, wir segeln doch noch, obwohl es schon 18 Uhr ist, in die Rade de Brest. Es ist keine lange Strecke und der Wind schiebt uns fast die ganze Strecke, so daß wir nach knapp 2,5 Stunden unseren neuen Ankerplatz bei Le Fret erreichen. Wir sind froh über unsere Entscheidung, denn hier liegen wir deutlich ruhiger.

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Mittwoch, 08.07.2009

Bevor wir weiter gesegelt sind habe wir am Dienstag Vormittag einen kleinen Ausflug nach Le Fret gemacht. Auch dieser kleine Ort hat die typischen bretonischen Häuser aus Felsgestein, die uns so gut gefallen. Nur das Wetter ist nicht mehr so schön und wir müssen uns an einem Restaurant unterstellen, als sein Regenschauer durchzieht.

Nach diesem Abstecher geht's mit kräftigem Rückenwind und zwei Reffs weiter bis in den Fluß Aulne. Dort wollen wir hin, da hier die PHA von Marie-Helene und Bertrand liegt, die wir auf Alderney schon getroffen haben (s. Junibericht). Wir freuen uns darauf die Beiden wieder zu sehen und haben auf Alderney ausgemacht, daß wir uns melden, sobald wir in der Nähe sind.
Zuerst wollen wir uns aber eine alte Abtei in Landevennec ansehen, einem Ort an der Mündung des Aulne. Dazu wollen wir uns einen Ankerplatz in einer Flußbiegung suchen, müssen aber feststellen, daß genau in dieser Flußbiegung ein Schiffsfriedhof liegt. Der Versuch ein Stück weiter einen guten Platz zu finden scheitert leider auch, so daß wir direkt bis zur PHA weiter segeln, an der wir längsseits festmachen können.

Per Telefon vereinbaren wir mit Marie-Helene und Bertrand ein Treffen am Mittwoch Nachmittag. Wir wollten Marie-Helene auf ihrer wöchentlichen Marktrunde begleiten, um frisches Gemüse und Obst zu kaufen. Nur gab es hier anscheinend ein kleines Verständigungsproblem. Marie-Helene und Bertrand holen uns am Fluß ab, aber nicht zum Einkaufen, sondern zu sich nach Hause. Wir machen vorher noch einen kleinen Abstecher zu einem schönen Aussichtspunkt über den Fluß und einen Stopp in Sizun, ihrem Wohnort. Dort besichtigen wir ein kleines Kirchenmuseum, in dem bretonische Traditionen, wie Kleidung, alte Fotos, Einrichtungsgegenstände usw. ausgestellt werden. Interessant sind die Details der Kirche, die zum Teil die gällische Vergangenheit der Betonen hervorheben. So gibt es z.B. keltisch anmutende Ornamentik (die wir leider nicht fotografiert haben) an den Wänden.

Noch interessanter ist aber das Haus von Marie-Helene und Bertrand zu dem wir im Anschluss fahren. Sie haben es Anfang der 90er selber gebaut und bevor ich versuche es lange zu beschreiben - hier lieber Fotos:

Von Außen wirkt es gar nicht so groß, Innen aber ist es sehr weiträumig und hat den Beiden und sieben Kindern Platz geboten. Wegen der vielen Kinder haben sie auch vor gut 10 Jahren damit begonnen einen großen Wharram-Katamaran, eine Tiki 46, zu bauen. Dieses Schiff ist fast 14m lang und sollte die gesamte Familie beherbergen. Der Beruf aber kam dazwischen und die Familie hat dann mehrere Jahre auf Martinique in der Karibik gelebt und der Bau des großen Katamarans lag derweil auf Eis. In der Karibik haben sie sich aber einen kleineren Kat gebaut: die PHA. Mit der sind Marie-Helene und Bertrand dann, nach Ende des Arbeitsvertrages, zurück nach Europa gesegelt. Bertrand ist seit einem Jahr in Rente und baut jetzt Vollzeit am Schiff. Mittlerweile sind die Kinder aber alle aus dem Haus und das Schiff wird jetzt als Heim für Zwei Personen ausgebaut. Nächstes Jahr soll es fertig sein und dann gehen die Beiden auf Weltumsegelung - Im Winter erst in die Karibik, dann die Ostküste nach Norden bis Kanada. Anschließend wieder Richtung Süden nach Südamerika und von dort irgendwie weiter. Zufälligerweise ist ihre anfängliche Route identisch mit unserer. Wir haben lediglich ein Jahr Vorsprung, aber wir haben auch die Hoffnung uns 2011 in Kanada wieder zu treffen.

So haben wir einen wunderbaren Tag mit den Beiden, aber kein frisches Gemüse. Ein Tipp von ihnen ist den Aulne weiter hinauf zu fahren bis Chateaulin, denn dort gibt es einen Supermarkt bequem in der Nähe der Landungsstelle. So wollen wir es machen.

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Donnerstag, 09.07.2009

Quelle aventure - Welch ein Abenteuer war dieser Fluß.
Planmäßig mit dem Beginn des einlaufenden Gezeitenstromes werfen wir kurz nach Mittag die Leinen los und machen uns auf den Weg nach Chateaulin. Alle unserer Seekarten gehen selbstverständlich nicht soweit den Fluß hinauf. Richtige Landkarten haben wir natürlich auch nicht, was brauchen wir Landkarten? Der einzigen Anhaltspunkt den wir haben ist die Landkarte auf dem kleinen Führer der Tourist-Info aus Camaret:

So vorbereitet und dem Hinweis im Kopf - in den Flußbiegungen immer außen halten und ansonsten mittig - sowie das Echolot im Blick läuft alles prima, denn noch ist der Fluß recht breit. Anfangs schiebt uns der Wind und wir segeln so weit es geht. Nach einer guten Strecke sieht es aber so aus, als ob es nicht mehr weitergehen würde, sondern der Fluß trocken gefallen ist. Geschickterweise sind wir ja bei Niedrigwasser losgefahren und voraus kann man nur noch von Rechts und Links die Sandufer erkennen, die sich in der Mitte treffen.
Um so näher wir kommen, wird doch deutlich, daß der Fluß um die Sände herum einen kleinen Bogen macht. Ab dann wird es aber richtig abenteuerlich. Zuerst stellen wir fest, daß ein Block in der Schot das Zeitliche gesegnet hat. Er war nicht mehr der Neueste und die UV-Strahlung hat ihn anscheinend etwas mürbe gekocht. Leider verklemmt er so die Schot und wir müssen das Segel einholen.

Der Aulne selber wird immer schmaler, bis er vielleicht noch eine Breite von ca. 20 Metern hat. Auf beiden Seiten ragen die schlammigen Flußufer bis zu zwei - drei Metern auf und werden bekrönt mit Schilf. Von der Landschaft dahinter ist nicht viel zu erkennen, dafür sind wir zu niedrig. Der Blick aufs Echo beruhigt auch nicht, denn die Tiefen unter den Kielen liegen nur noch zwischen 0,5 und 1 Meter.

Aber es geht immer weiter und wir glauben schon es fast geschafft zu haben, als vor uns ein großes Wehr auftaucht. Das ist nicht in der Karte eingetragen. Wir sind etwas überrumpelt und fragen uns, ob wir überhaupt auf dem richtigen Fluß sind, denn wie sollen wir an einem Wehr vorbei kommen? Erst als wir nah herangekommen sind, sehen wir eine kleine Schleuse an der linken Seite des Wehrs und sie steht sogar zur Einfahrt offen.

Wenige hundert Meter vor der Einfahrt bleiben wir jedoch im Schlamm stecken. Es dauert aber nur wenige Minuten, bis das Wasser genügend gestiegen ist und wir weiter können. Schuld war ein kleiner Bach, der an dieser Stelle in den Fluß mündet und anscheinend einen kleinen Hügel angeschwemmt hat.
In der Schleuse angekommen, die sogar breit genug für uns ist, fragen wir uns, wo wir festmachen sollen, denn die Schleusenwände sind glatt und es gibt keine Haltepunkte. Uns wird das alles zu ungeheuer, so daß wir die Schleuse rückwärts wieder verlassen wollen. Geht natürlich nicht problemlos, denn - neue Motoranekdote: an einem Motor lässt sich von jetzt auf gleich der Rückwärtsgang nicht mehr einlegen. Der Strom drückt uns in die Schleuse, mit nur einem Motor im Rückwärtsgang und ohne Fahrt im Schiff werden wir dadurch einfach durch die Gegend geschoben und können nicht richtig Manövrieren. So viel Platz ist in der Schleuse nun einmal nicht. In dieser Situation fallen uns plötzlich zwei Leinen von oben auf den Kopf. Damit ist wenigstens das Rätsel gelöst, wie man in der Schleuse fest macht. Die Leinen gehören zur Schleuse und der Schleusenwärter hat mitbekommen, das sich jemand in seiner Schleuse befindet. Wir ergreifen die rettenden Leinen und bringen AORAI mit ihnen wieder in Position. Der Schleusenwärter fackelt auch nicht lange sondern schließt hinter uns die Tore und ein neuer Tanz beginnt, als er das Wasser einlässt.

Kurz vor Schluß öffnet er anscheinend alle Öffnungen die er hat und die beiden Leinen, die zu nahe bei einander festgemacht sind erweisen sich als nicht ausreichend und AORAI treibt haltlos mit dem Bug auf die andere Schleusenseite. Das Wasser beruhigt sich und wir bekommen AORAI wieder an ihren Platz. Der Schleusenwärter möchte noch einen Fragebogen ausgefüllt haben, wodurch wir feststellen, daß wir uns jetzt auf dem Kanal von Nantes nach Brest befinden. Wir verabreden noch das Zurückschleusen gegen acht Uhr, dann ist Hochwasser, denn wir wollen hier nicht länger bleiben, sondern jetzt nur noch einkaufen.
Der weitere Weg im Kanal an Port Launay vorbei bis Chateaulin ist denn auch problemlos. Dort angekommen stürmen wir den Supermarkt und stellen dabei fest, daß dieser sogar eine Tankstelle hat. Nachdem wir den Einkauf an Bord haben, besorgen wir uns also auch noch 40l Benzin und machen uns wieder auf den Heimweg. Kurz nach acht erreichen wir wieder die Schleuse, bei der es jetzt nur noch max. einen halben Meter abwärts geht. Auch die Rückfahrt über den Aulne bei Hochwasser ist plötzlich ganz undramatisch. Bei einem Tidenhub von fast vier Metern haben wir jetzt wirklich genügend Wasser unter den Kielen. Das Aussehen des Flusses hat sich durch den hohen Wasserstand jetzt vollständig verändert und wir haben sogar den Blick frei auf das Umland.

Kurz vor Einbruch der Dunkelheit erreichen wir die PHA, an der wir wieder festmachen. Es ist fast wie nach Hause kommen. (PHA steht im übrigen für Paix - Harmonie - Amour, auf deutsch: Frieden - Harmonie - Liebe).
Den Tag beschließen wir mit einer Flasche Rotwein und einem frisch gekauften Salat mit Baguette und Käse. Wer sagt, daß man an Bord nur von Dosen lebt?

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Freitag, 10.07.2009

Heute wollten wir den Fluß endgültig hinter uns lassen und sind frühzeitig mit dem Auslaufenden Wasser gestartet. Da wir keinen Wind hatten, sind wir motort und haben uns kurzfristig einen Ankerplatz gesucht, der deutlich näher liegt als unser ursprünglich gewähltes Tagesziel. Von der ganzen Fahrerei unter Motor haben wir jetzt erst einmal genug und wollen eigentlich mal wieder segeln. Ohne Wind geht es aber nicht. Also ist heute schon am Pointe du Bindy Feierabend.

Wir vereinbaren mit Marie-Helene und Bertrand noch einmal ein Treffen für den Nachmittag. Wir möchten sie gerne in einem nahe gelegenen Ort in eine Creperie einladen. Das Treffen wird jedoch nur recht kurz. Wir tauschen CD's mit Bildern aus (die Bilder von AORAI unter Segel sind jetzt auch in der Galerie zu sehen) und erfahren, daß Nachmittags in der Umgebung alle Creperien usw. zu haben und erst gegen Abend wieder auf machen. Da die Beiden noch Besuch von Ihren Kindern erwarten, machen sie sich kurz darauf wieder auf den Weg. Wir verbleiben mit dem Versprechen uns entweder in den nächsten Tagen in Morgat, einer Stadt etwas südlich die Küste herunter, oder in Kanada wieder zu sehen.

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Samstag, 11.07.2009

Die kurze Strecke von Pointe du Bindy nach Camaret-Sur-Mer ist schönes Segeln bei Amwind-Kurs und zum Schluß ein wenig Kreuzen, denn der Wind kommt nahezu aus Süd. Durch die Enge in die Rade de Brest kommen wir Dank der auslaufenden Strömung auch gut gekreuzt. Ich wundere mich jedoch über die Vielzahl an Segelbooten, die die Strecke lieber unter Motor bewältigt, pflege dabei meine Vorurteile während Susi mich deswegen beschimpft und die motorenden Segler in Schutz nimmt. Sie ist der Meinung, daß sie sicherlich einen guten Grund dafür hätten, bei dem guten Wind und mitlaufender Strömung nicht zu segeln. Meine Vorurteile konstruieren dafür für diese Segler einen passenden Bootstyp, der einem geräumigen Motorsegler mit einem einfach zu bedienenden Rahsegel entspricht.
In Camaret angekommen machen wir kurzzeitig an einem Steg im Hafen fest, damit wir duschen, Wasser bunkern und den Müll entsorgen können. Susi möchte einen Brief verschicken, wofür wir noch Briefmarken benötigen. Und wenn wir schon unterwegs sind, können wir ja noch kurz zum Super U (franz. Supermarktkette) gehen.
Die Briefmarken bekommen wir im Tabackgeschäft und im Supermarkt nochmals frische Tomaten, Mozzarella und ein Baguette. Damit ist das Abendessen gesichert. Als Besonderheit gönnen wir uns eine Packung Eis!
Das Ablegemanöver wird nicht gerade berauschend, denn der recht kräftige Wind drückt uns auf den Steg und mit unseren 2x10PS haben wir nicht genügend Schwung, um vom Steg weg zu kommen ohne den vor uns liegenden Engländer ins Heck zu fahren. In einer Gemeinschaftsaktion mit weiteren hilfsbereiten Engländern, die zusätzliche Fender stellen und die Achterspring halten, können wir uns mittels Eindampfen in die Achterspring am Steg soweit in den Wind drehen, das wir frei kommen und glücklich zum Ankerplatz fahren können.
Dort angekommen löffeln wir unser Eis unter den wachsamen Augen von zwei Möwen, die es sich an Bord bequem gemacht haben. Wahrscheinlich hoffen sie auf Reste. Nicht bei uns, und so fliegen sie irgendwann enttäuscht wieder weg.
Zum Abend kommt Regen auf, der die halbe Nacht anhält. Hat sich was mit Sommer im Süden.

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Sonntag, 12.07.2009

Ist ja klar. Ich sitze den halben Tag vor dem Computer und schreibe den Julibericht zu Ende und bereite die Bilder auf um die Webseite zu aktualisieren, während draußen die Sonne scheint. Ich hoffe ihr wisst mein Opfer zu schätzen, damit ihr wieder auf dem Laufenden seit.
Jetzt ist aber Feierabend, ich möchte auch noch etwas von dem schönen Tag haben.

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Dienstag, 14.07.2009

Trotz des südlichen Windes machen wir uns am Montag auf den Weg nach Morgat, denn wir möchten auch noch etwas anderes sehen als Camaret. Pünktlich zum Beginn des ablaufenden Wassers holen wir den Anker auf und segeln bei strahlendem Sonnenschein entlang der Küste. Einer Empfehlung von Bertrand entsprechend segeln wir durch die vorgelagerten Felsen, was bei diesem Wetter recht spektakulär ist. Wir haben draußen ca. 5-6 Windstärken und damit eine schöne Welle, die sich an den Felsen bricht und in hohen Fontänen nach oben spritzt. Damit sieht die Durchfahrt bedrohlicher aus, als sie tatsächlich ist, und wir freuen uns dem Rat von Bertrand gefolgt zu sein und damit auch gleich ein paar Seemeilen gespart zu haben.
Den restlichen Weg Richtung Süden, bis wir nach Morgat abfallen können, müssen wir bei südwestlichem Wind kreuzen. Das ist diesmal aber nicht so schlimm, denn an dieser hohen, felsigen und beeindruckenden Küste zu segeln verkürzt die Zeit ungemein und wir sind schneller in Morgat als gedacht.
Der erste Eindruck von Morgat vermittelt einem das Gefühl an einem Urlaubsort am Mittelmeer zu sein. Zum ersten Mal haben wir einen bevölkerten großen und schönen Sandstrand vor uns.

Und wir lernen gleich, daß hier sehr viel Wassersport betrieben wird, d.h. unzählige Segelkurse auf Hobie-Kats, Surfbrettern, Optis und Jollen stattfinden. Wir haben noch nicht einmal unseren Ankerplatz gefunden, da haben wir auch schon den ersten Hobie-Kat aufgegabelt. Außer ein paar kleiner Schrammen an unserem Bug passiert zum Glück nichts. Eine knappe Stunde, nachdem wir uns vor Anker gelegt haben, schafft eine Crew kleiner Mädchen eine Wende nicht und treibt so genau vor unseren Bug. Eigentlich hatte ich gedacht, wir sind groß und auffällig genug, daß man uns nicht übersieht. Susi meint, genau das ist wahrscheinlich das Problem, und wir werden daher als Ansteuerungspunkt verwendet. Zum Glück bleibt es bei diesen beiden kleinen Karambolagen.
Den restlichen Nachmittag verbringen wir an Land und sehen uns die zum Teil sehr schönen Häuser in Morgat an, welche man entdecken kann, macht man sich die Mühe, die Hauptstraße zu verlassen. So schlendern wir an typisch bretonischen Häuser mit Felsmauern vorbei, die teilweise in parkähnlichen Grundstücken liegen. Dabei wirkt nichts steril oder betont aufgeräumt, sondern macht einen lebendigen Eindruck. Die Hecken dürfen ein wenig aus der Form und auf den Rasen auch Wildblumen wachsen. Wöchentliches Rasenmähen scheint hier nicht angesagt zu sein. Trotzdem ist kein Grundstück verwildert oder ungepflegt. Uns gefällt das sehr gut.

Heute war dagegen ein recht unfreundlicher Tag, es regnet fast die ganze Zeit und wir vertrödeln die Zeit. Durch den Wind hat sich eine eklige Welle aufgebaut, die wir auf unserem Ankerplatz noch abbekommen. Also machen wir uns zum Abend noch einmal auf, um einen etwas geschützteren Platz näher zum Hafen zu finden. An unserem Wunschplatz wird es leider nichts, da der Anker nicht halten möchte - auch nach dem vierten Versuch und einem Regenschauer nicht. Aber wir finden eine andere Alternative, die immer noch besser als der alte Liegeplatz ist.
Schade für Franzosen, daß so schlechtes Wetter ist, denn heute ist in Frankreich ein großer Feiertag und an der Strandstrasse sind einige Buden und Karussells aufgebaut. Am Abend hört der Regen tatsächlich wieder auf und uns wird ein großartiges Feuerwerk geboten, welches wir genau vor unserem Bug haben. Wir haben also beste Sicht!
Wir sehen viele Menschen, die sich vom Wetter nicht haben abhalten lassen. Am Strand leuchten unzählige Feuer und Fackeln und wir können bretonische Volksmusik auf Dudelsäcken hören - das erinnert uns an unsere Mittelaltermärkte. Eigentlich schade, daß wir davon vorher nichts mitbekommen haben, denn dann währen wir wahrscheinlich auch mit dabei gewesen und nicht an Bord geblieben.

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Freitag, 17.07.2009

Das Wetter macht es uns nicht leicht. Es ist seht unbeständig, ein Tag Regenschauer, der andere wieder Sonnenschein, dabei aber immer beständiger und dazu kräftiger Wind weiterhin aus süd-westlichen Richtungen.
Sehr viel ist seit Dienstag nicht mehr passiert. An AORAI haben wir kleinere Reparaturen durchgeführt, so lange das Wetter es zugelassen hat. Als wir am Dienstag an einer Apotheke vorbei gekommen sind, viel uns ein, daß uns noch die letzten Impfungen fehlen. Die dritte Impfung für Hepatitis A+B wollten wir uns eigentlich im Juni in Schweden besorgen, haben dies aber aus den Augen verloren. Daher holen wir es jetzt schnell nach. Wir kaufen uns den Impfstoff in der Apotheke und lassen ihn uns von der direkt daneben ansässigen Ärztin spritzen. Damit sind wir wieder eine Sorge los.

Wir haben uns entschieden von hier aus über die Biskaya zu segeln, denn wir wollen endlich warmes Sommerwetter haben. Die Temperaturen liegen hier lediglich zwischen 18-20 Grad. Wenn man sich dabei im Wind aufhält, ist es nicht wirklich warm. Den Sommer haben wir uns etwas anders vorgestellt. Dafür haben wir gestern im Internet gesehen, daß in Berlin fast 30 Grad sind. Ist schon komisch.
Den Plan, weiter die Küste abzusegeln, haben wir aufgegeben, da wir dadurch wieder recht weit nach Osten kommen, wobei wir doch eigentlich nach Westen wollen. Die Wetterlage, soweit wir sie überblicken können, verspricht keine besondere Verbesserung in der nächsten Zeit. So wie es aussieht zieht nördlich von uns ein Tief nach dem nächsten durch und wir bekommen in dieser Ecke die Ausläufer mit beständigem Südwest-Wind ab. Seit gestern Abend haben wir eine vorteilhafte Winddrehung auf Nordwest, aber dafür auch 5-6 Windstärken mit kräftigen Böen darin, weswegen wir immer noch hier sitzen. Wir hoffen auf eine leichte Beruhigung am Samstag, mit der wir starten könnten. Weiter südlich in der Biskaya wird es voraussichtlich noch besser für uns mit nördlichen bis östlichen Winden. Damit ist dies das derzeit beste Wetterfenster, um hier weg zukommen. Ab Dienstag wird es wieder windiger - natürlich aus Südwest - und das für den Rest der nächsten Woche. Im Klartext heißt das: entweder wir schaffen morgen den Absprung, oder wir bleiben zwangsläufig noch eine Woche hier.

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Freitag, 24.07.2009

Es ist geschafft - es ist getan: wir sind in Spanien angekommen! Es hat lange gedauert und zum Schluß war es etwas anstrengend, aber die Biskaya liegt nun hinter uns.
Wir sind natürlich nicht wie geplant am Samstag weggekommen, denn die Wetterberuhigung kam erst am Sonntag. Bis dahin kam der Wind selbstverständlich auch nicht mehr aus Nordwest sondern direkt aus West. Also haben wir uns doch einen schönen Platz an der französischen Küste ausgesucht, zu dem wir segeln wollten. Zuerst gab es aber die Hürde der Raz du Sein zu meistern. Dies ist eine Durchfahrt zwischen Festland und einem Streifen von Untiefen und Felsen, der sich bis zu 30 Seemeilen vor der Küste erstreckt. Hier setzt auch ein kräftiger Gezeitenstrom, so daß man am besten entweder genau bei Hoch, oder Niedrigwasser dort ist, um diese Stelle zu passieren. Ansonsten muß man einen großen Bogen um diesen Bereich herumsegeln.
Unsere dementsprechende Planung war soweit so gut bis auf zwei Sachen. Erstens mussten wir ab Morgat deutlich mehr Kreuzen als wir dachten und wir haben nicht an die Strömung gedacht, die gegen uns war. Damit waren wir erst gute zwei Stunden nach Hochwasser an der Raz du Sein und freundeten uns so langsam mit dem Gedanken an weitere 20 Seemeilen zu kreuzen, um außen herum zu segeln, als wir zwei Segelboote vor uns sehen, die ohne Zögern in die Enge hineinfahren. Was die können können wir auch sagen wir uns, werfen also unsere Motoren an, um wenigstens nicht auch hier kreuzen zu müssen sondern in einem Rutsch durch zu fahren. Die Durchfahrt wird dann auch überraschend unspektakulär, irgendwie müssen wir einen ruhigen Tag erwischt haben.

An dieser Stelle wollte ich eigentlich auch unsere Motoren loben, denn Beide sind problemlos die gesamte Strecke durch die Raz Du Sein gelaufen. Wenn es denn aber nicht unsere Motoren wären! Als ich den Backbordmotor wieder aus dem Wasser heben will merke ich, daß er qualmt und nach Plastik stinkt. Eine nur kurze Inspektion zeigt, daß es irgendwo ein Verschmoren durch Kurzschluß sein muß. Also wird der Motor von der Batterie geklemmt und ist damit erst einmal vollständig außer Betrieb. Soweit 'mal wieder zum unleidigen Thema Motor.
Erst nach der Durchfahrt, als auch laut Seekarte alles vorbei ist, finden wir etwa kabbeliges Wasser, hervorgerufen durch die Strömung. Es wir ein wenig unbequem, aber weiterhin unproblematisch.
Ab hier tritt der spontane Plan "B" in Kraft. Wir lassen Capt'n Aubray einen guten Amwindkurs steuern, so daß wir gute Fahrt machen und werden uns überraschen lassen, wo wir an der französischen Küste landen werden. Denn mit dem neuen Kurs steuern wir deutlich südlicher als der ursprünglich geplante Halt im Golfe du Morbihan, was uns eigentlich nur Recht ist.

Mit dieser Einstellung segeln wir in den nächsten Tagen weiter. Die täglichen Strecken, die wir unter Segel schaffen, sind nicht besonders groß, da wir regelmäßig in der Nacht, oder zum Morgen hin mehrere Stunden Flaute haben, bis der Wind wieder kommt. Mal kommt er dann aus Südwest oder auch mal aus Südost so daß wir ein wenig im Zick-Zack und im Bogen fahren. Aber wir kommen immer weiter nach Süden, denken, vielleicht wird es La Rochelle, später dann vielleicht Bordeaux, oder gar San Sebastian. Noch einen Tag weiter hoffen wir schon auf Bilbao oder Santander, damit währen wir ja nun schon richtig an der spanischen Küste.
Irgendwann überqueren wir dann auch das Kontinentalschelf und wir haben zum ersten mal über 4000 Meter Wasser unter uns. Für uns ist dies eine Premiere, während es für AORAI, groß geworden im Mittelmeer, nichts Besonderes ist. Außer, daß sich tatsächlich die Farbe des Wassers verändert, merken wir keinen Unterschied. Aber wir bekommen Besuch von unseren ersten Delphinen. Vor unserem Bug schwimmen plötzlich zwei große Tümmler, die aus dieser Entfernung riesig aussehen.

Zwei Stunden später besucht uns eine Schule lebhafter kleinerer Delphine, die um uns herum flitzen, immer wieder am Bug vorbei, neben an zu zweit oder zu dritt Synchronschwimmen üben. Etwas weiter weg springen sie von Welle zu Welle. Zu schnell verlassen sie uns wieder, um woanders weiter zu spielen oder auf Jagd zu gehen. Das war aber auch schon das Beste an diesem Tag, denn ab mittags fängt es an zu regnen und will nicht so schnell wieder aufhören. Zum abendlichen Wachwechsel kommt aber nochmals eine Schule Delphine vorbei. Susi hat einmal gehört, daß Delphine seltener zu Katamaranen kommen, da der doppelte Rumpf sie angeblich nicht so an Artgenossen erinnert, wie Einrümpfer. Wir haben keinen Grund zur Klage.

In der Nacht auf Donnerstag frischt es langsam auf, so daß wir wieder etwas schneller vorwärts kommen. Schnell wird es sogar so viel, daß wir ein erstes Reff einbinden. Um Mitternacht haben wir den mittlerweile typischen Schiffsverkehr. Über Tag sehen wir so gut wie kein Schiff, ab und zu vielleicht ein Segelboot oder ein größeres Schiff. In den Nächten jedoch, besonders um Mitternacht, sind immer mindestens vier Fischer und andere Schiffe in Sicht. Damit wird die Nachtwache zumindest nicht langweilig.
Der Donnerstagmorgen begrüßt uns weiterhin mit viel Wind und mittlerweile hohen Welle. Davon, daß die Wellen außerhalb des Kontinentalschelfs länger und damit angenehmer sein sollen, merken wir nichts. Wir kommen uns vor wie auf der Ostsee und klatschen in jede Welle, denn wir segeln ja immer noch einen Amwindkurs. Eine Ursache dafür kann aber auch etwas anderes sein. Etwas später stellen wir nämlich fest, daß die Wellen die Riegel der Luke für den Stauraum im Steuerbordbug aufdrücken und damit das Wasser fast ungehindert dort hineinlaufen kann. Das Ergebnis ist denn auch ein bis oben vollgelaufener Stauraum, der das Schiff träge macht und es daran hindert über die Wellen zu steigen sondern es jedes mal eintauchen lässt. Susi geht es nicht gut, die Seekrankheit hat unter diesen Bedingungen zugeschlagen und unser Patentrezept, Vomex, ist leider alle. Dafür schält sich tatsächlich ein Ziel heraus: Lastres ein Hafen, der uns von Torsten empfohlen wurde. Im Handbuch ist er nicht erwähnt, daher freuen wir uns über diesen Tipp.
Bis Lastres dauert es aber noch ein wenig, denn zum Abend lässt der Wind nach, bis er über Nacht vollständig einschläft. Die letzten 20 Seemeilen fahren wir unter Motor zum Hafen, in dem wir am frühen Morgen endlich eintreffen.

Für die 430 Seemeilen, die jetzt hinter uns liegen, haben wir gut fünf Tage gebraucht, was nicht wirklich schnell ist. Aber wir sind in Spanien angekommen und die Hürde der Biskaya liegt hinter uns.

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Sonntag, 26.07.2009

In Lastres ankerten wir zuerst vor dem Hafen, da es eng und voll aussah. Mit dem Dingi erkunde ich den Hafen und im zweiten Anlauf finden wir an einem Schwimmsteg einen Platz für uns, nachdem ein Norweger seine Leinen umgesetzt hat.
Jetzt beginnt das große Trockenlegen und Feststellen der Schäden. Aus den vorderen Stauräumen, der an Steuerbord ist bis zur Luke voll mit Wasser, hole ich insgesamt ca. 800l Wasser. Es wundert mich damit nicht mehr, daß wir mit diesem Gewicht an der absolut falschen Stelle nicht mehr richtig vorangekommen sind und Schwierigkeiten mit der Windfahnensteuerung hatten. Das Gewicht an Steuerbord hat wie eine einseitig blockierte Bremse gewirkt und damit das Schiff nach Steuerbord gezogen.
Leider waren im Steuerbord-Stauraum unseren ganzen Trockenvorräte wie Mehl, Bohnen Reis und Nudeln in geschlossenen Eimern gelagert. Aber bei knapp einen Meter unter Wasser haben die Eimer nicht mehr dicht gehalten und wir beginnen eine große Rettungsaktion. An Deck werden Reis, Bohnen und sogar die aufgequollenen Nudeln zum Trocknen ausgelegt. Es sieht fast aus wie auf einem Basar.
Vom Mehl retten wir, was es zu retten gibt. Einige gekaufte Backmischungen sind hinne. Die lose Backmischung hat den Vorteil, daß sich oben auf Teig bildet, der das Mehl darunter schützt. Einen Teil der angefeuchteten Reste verwenden wir direkt zum Brot backen, wodurch wir zu drei Roggenmischbroten und zwei Graubroten mit Maismehl aus der Kuchenform kommen.
Das Wetter spielt zumindest mit und mit Sonnenschein und Wärme läuft das mit den Trocknen am Freitag und Samstag sogar sehr gut. Selbst die Nudeln, die Susi schon wegschmeißen wollte, sehen anschließend wieder aus wie Nudeln.

Die Norweger, die zuerst an einer spanischen Yacht längsseits festgemacht hatten, werden von dort weggeblafft, da der Spanier wohl für seinen festen Liegeplatz bezahlt hat und demnächst segeln möchte. Also kommen sie kurzerhand bei uns längsseits. Audhild und Sigurd von der EXODUS sind total nette Menschen, Sigurd gibt uns besseres Dichtungsmaterial für unsere Vorluken und hilft dann noch mit, diese auszutauschen. Als Dank bekommen sie von uns ein Brot (wir haben ja gerade genug ;-)). Am Sonntag machen sie sich auf den weiteren Weg nach Süden, denn sie möchten zu den Kap Verden. Als Abschiedsgeschenk bekommen wir von ihnen noch ein Buch "Tai Ki" von einer österreichischen Expedition aus den 70ern, die versucht haben mit einem Nachbau einer chinesischen Dschunke den Pazifik nach Amerika zu überqueren. Jetzt haben wir noch einen Grund nach Norwegen zu segeln, um den Beiden das Buch wieder zu geben.

Neben uns wird es dadurch aber nicht ruhiger, denn jetzt kommt ein französischer Katamaran längsseits. Da es sogar zwei Katamarane sind, die zusammen gehören, ist es quasi eine Katamaran-Invasion im kleinen Hafen von Lastres.

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Bei uns gibt es zum Kaffee, d.h. eigentlich zum Tee, selbst gebackenen Schokokuchen mit Kirschen. Unsere französischen Nachbarn Olivier, Odile, Lena und Karin von der PAWNEE sowie Guy und seine Frau vom anderen Katamaran bekommen auch etwas ab und wir haben noch einen gemütlichen Abend zusammen. Da alles auf Englisch läuft übt sich Susi, bekommt alles mit und hat auch keine Probleme mehr damit Englisch zu reden.

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Montag, 27.07.2009

Nachdem wir von Olivier einen Wetterbericht bekommen haben, entschließen wir uns, noch einen oder zwei Tage zu bleiben. Es weht leicht aus West. Guy schaut sich mit mir den qualmenden Motor an und wir stellen fest, daß das Anlasserrelais schuld ist. Die Kontakte sind zum Teil weg korrodiert und Teile vom Plastik verschmurgelt. Der ist hinne. Guy macht sich Gedanken und einen Vorschlag, wie man welche Kabel verbinden muß, damit man den Motor auch ohne Relais zum Laufen bekommt. Wenn wir nicht ohne weiteres ein Ersatzteil bekommen, werden wir dies auch umsetzten.
Wir wandern am Nachmittag ein wenig durch die Umgebung von Lastres bis nach La Isla. Unsere Kondition ist auch nicht mehr daß, was sie einmal war und die Überwindung von ein paar Höhenmetern schafft uns ganz gewaltig. Die Aussicht entlang der Küste ist dafür aber auch atemberaubend. Der markierte Weg führt uns an abgebrochenen und zum Teil sehr "speziellen" Stellen vorbei, von denen wir sicher sind, daß er deshalb in Deutschland schon lange gesperrt worden wäre. Wir aber haben unseren Spaß daran.

Wir kommen auch an einer Stelle vorbei, an der man sich versteinerte Fußabdrücke von Dinosauriern ansehen kann. Da sie an der Küste sind, werden sie so langsam ausgespült und wir haben etwas Schwierigkeiten sie zu erkennen. Auf einer ausgestellten Fotografie kann man sie noch deutlich erkennen, daher wissen wir wenigstens, wo wir hinsehen müssen.
Die Küste ist bewaldet mit vielen Eukalyptusbäumen. Mit meinen Eltern war ich als Kind oft auf Korsika, wo es ebenfalls große Eukalyptuswälder gab. Der Geruch der Bäume und das am Boden liegende Laub erinnert mich stark an Korsika.
Der Rückweg führt uns nicht mehr entlang der Küste, sondern durch das Hinterland und wir benutzen Wege, von denen wir hoffen, daß sie uns wieder nach Lastres führen. Eine Karte haben wir natürlich nicht. Zwischendurch sprechen wir ein älteres spanisches Ehepaar an, ob wir denn richtig sind auf unserem Weg. Sie sprechen sogar Englisch, was sehr schön ist, denn mit meinem Spanisch läuft es noch nicht so gut. Sie erklären uns zwei Alternativen für den weiteren Weg, und sie haben sogar schon AORAI im Hafen von Lastres gesehen.

So kommen wir etwas geschafft aber wohlbehalten wieder in Lastres an. Die netten Franzosen sind weiter gesegelt, dafür haben wir einen neuen Nachbarn. Diesmal George mit seiner HANNA BROWN aus den USA.

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Mittwoch, 29.07.2009

George hat eine Grib-Wetterdatei bekommen können, daher beschließen wir gemeinsam eine Weiterfahrt erst für Morgen am Donnerstag. Dann gibt es eine vorteilhafte Winddrehung auf Ost. George haben wir in den letzten beiden Tagen näher kennen gelernt. Wieder einmal eine interessante Persönlichkeit. Ein Cowboy aus New Mexico hat er sich frühzeitig seinen Traum erfüllt, ist in "Frührente" gegangen und reist seit gut 17 Jahren durch die Welt. Erst vier Jahre lang mit dem Fahrrad durch alle Kontinente. In England ist er durch Zufall zu Besuch auf einem Boot und stellt dabei fest, daß dies auch etwas für ihn wäre. Das führt ihn zur HANNA BROWN, auf der er jetzt seit 13 Jahren lebt. Die letzten Monate hat er auf den Azoren verbracht. Von dort wollte er eigentlich nach Kanada zu keltischen Musikfestivals. Schlechtes Wetter hat es verhindert. Alternative war Irland, ebenfalls wegen keltischer Musikfestivals. Aber auch auf dieser Strecke haben ihn Sturm und schlechtes Wetter am Erreichen des Ziels gehindert. Daher ist er jetzt in Spanien und möchte wieder in den Süden nach Portugal und wird dort wahrscheinlich den Winter über bleiben. Das ist seine Freiheit die er auslebt, fühlt sich gut und gesund dabei und das mit 68 Jahren.

Das Dorf Lastres gefällt uns sehr gut. Es ist an einem steilen Hang gebaut, wodurch es mit vielen Gassen und Treppen durchzogen ist. Auch wenn es einige Restaurants und Kneipen gibt, ist es nicht touristisch erschlossen.

Es ist schön warm und selbst das Wasser ist nicht mehr eisig kalt. Damit ist für uns die Badesaison eröffnet und wir gehen regelmäßig am Strand baden. Darauf haben wir seit drei Monaten gewartet!

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Freitag, 31.07.2009

Gestern sind wir pünktlich gestartet mit dem Ziel möglichst weit nach Westen zu kommen. Wir wollten sogar die Nacht durchfahren, und standen prompt in einer Flaute.
Erst zum Nachmittag kam ordentlicher Wind auf, der uns bis Cudillero geschoben hat. Hier haben wir dann doch Halt gemacht, denn nach unsere Erfahrungen mit dem nächtlichen Winden in dieser Ecke wird es wieder deutlich ruhiger werden. Und in der Nacht zwischen den vielen Fischern zu dümpeln erscheint uns nicht erstrebenswert. Die Einfahrt nach Cudillero macht uns etwas nervös, denn sie ist sehr felsig, nicht sofort einzusehen und bekannt dafür sehr eng zu sein. Aber, wer nicht wagt der nicht gewinnt und schließlich haben wir ruhiges Wetter. Erst einmal in der Einfahrt selber drinnen, ist es auch gar nicht so wild, zumindest bei diesem ruhigen Wetter. Rechts und links schauen die Felsen aus dem Wasser. Aber selbst wir haben guten Abstand zu ihnen um nicht in Panik zu geraten.

Der Hafen selber ist gut geschützt - und voll. Wir könne an einem großen spanischen Stahlschiff längsseits gehen. Einer von der Crew kann sogar ein wenig Deutsch.
Für unsere Verhältnisse früh am Morgen (9Uhr) machen wir uns auf den weiteren Weg. Aber auch heute spielt der Wind so seine Streiche mit uns. Erst kreuzen wir bei leichten Winden nach Westen, bis wir wieder in einer Flaute treiben. Am Nachmittag kommt dann wieder leichter Wind auf, wenigstens aus Osten, so daß wir den Wind von hinten haben. Wegen unserer rasenden Geschwindigkeit landen wir heute in Luarca. Für die 17 Seemeilen in gerader Strecke haben wir 10 Stunden gebraucht. Aber das Wetter war schön, wir haben Wäsche gewaschen und entlang dieser Küste zu segeln (oder zu treiben) ist sehr schön.

Ein kurzer Abstecher in die Stadt nach unserer Ankunft überzeugt uns davon einen Tag hier zubleiben. Man kann hier gut einkaufen und es gibt ein Internetcafe. Also winken aktuelle Wetterdateien, Emails und vielleicht eine Aktualisierung der Webseite.

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